«Ich liebe es, mit dem Tram durch die Stadt Zürich zu cruisen»

VBZ Admin
Auf Schienen zu fahren, war schon immer Aleksander Stürzinger’s Traum. 2022 hat er ihn verwirklicht und ist bei der VBZ als Trampilot eingestiegen. Was er an seinem Job besonders liebt und was er von Schichtarbeit hält, verrät er im Interview.

Aleksander, wie kam es dazu, dass du Trampilot wurdest?

Mich hat das Fahren auf Schienen schon immer fasziniert. Aber der Ausschlag gab, dass eine Bekannte meiner Frau mir von ihrer Arbeit als Trampilotin bei der VBZ erzählt und in den höchsten Tönen geschwärmt hat. Also habe ich mich ebenfalls beworben – und es hat geklappt! Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job als Trampilot und liebe es, mit dem Tram durch die Stadt Zürich zu cruisen.

 

Sag mal, wie schwierig ist es eigentlich, ein Tram zu fahren?

Mega einfach (lacht)! Im Ernst, Tram fahren an und für sich ist nicht schwierig und man lernt es relativ schnell. Ich erinnere mich, dass ich nur am ersten Tag meiner Ausbildung im Depot herumgefahren bin und am zweiten schon die Bahnhofstrasse unsicher machte. Die Herausforderung als Trampilot*in liegt darin, den Überblick zu behalten. Man muss auf den Verkehr und die Fussgänger achten, aber auch auf Signale, Geschwindigkeit und Vorschriften. Die ersten Monate kann das ganz schön nervenaufreibend sein, aber je öfter man fährt, desto mehr Vertrauen gewinnt man. Etwa nach einem Jahr habe ich mich am Steuer ziemlich sicher gefühlt. Aber leider hatte auch ich schon einmal einen Unfall. Ich habe ein Auto, das links abbog und mich nicht sah, erwischt. Zum Glück war es nur Blechschaden!

 

Was magst du besonders an deiner Arbeit?

Ich schätze es sehr, dass ich eine grosse Verantwortung trage und mein eigener Chef bin. Ich habe viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet, unter anderem als Abteilungsleiter im Verkauf. Da hatte ich häufig viel Druck. Als Trampilot fühle ich mich viel freier und kann mein eigenes Ding machen. Während der Arbeit muss ich zwar sehr präsent sein, aber nach Dienstschluss kann ich abschalten und muss nicht mehr an der Arbeit rumstudieren. Und wenn ich nach Hause komme, brauche ich nicht einmal mehr fernzusehen, denn als Trampilot sehe und erlebe ich jeden Tag so viel, dass ich keine Unterhaltung mehr brauche.

 

Erzähl uns mehr davon, was du bei der Arbeit so alles erlebst…

Wenn ich das Fenster der Fahrerkabine offen habe, gibt es erstaunlich viele Leute, die nach vorne kommen, um Hallo zu sagen oder einen Schwatz zu machen. Es ist auch schon passiert, dass mir jemand plötzlich eine Tafel Schokolade hingestreckt hat und sagte: «Schau, hier hast du ein bisschen Nervennahrung». Es sind solche Begegnungen, die meinen Beruf ausmachen. Die Menschen schätzen unsere Arbeit sehr und das zeigen sie auch. Klar, umgekehrt kommt es manchmal auch vor, dass sich jemand beschwert, weil ich mit etwas Verspätung unterwegs bin.

 

Eigentlich würde man denken, dass man als Trampilot*in wenig Interaktionen mit anderen Menschen hat. Oder wie beurteilst du das?

Auf eine gewisse Art und Weise ist Trampilot*in tatsächlich ein einsamer Beruf. Zwar befördert man jeden Tag viele Menschen von A nach B, aber in der Fahrkabine sitzt man ganz allein. Dort vorne ist es ein bisschen wie in einem Aquarium. Schlussendlich kann man selbst steuern, wie viel Interaktion man zulassen möchte. Wenn man sozial sein will, lässt man das Fenster zur Fahrkabine offen, wenn man seine Ruhe haben will, hält man es geschlossen. Ich bin ein offener Typ, der den Austausch mag. Deshalb ist mein Fenster meist geöffnet. Ich gehöre auch zu denen, der die Fahrgäste gern mit einer Ansage begrüsst oder ihnen bei Aussteigen einen schönen Tag wünscht. Es gibt diesbezüglich keine Regeln und das finde ich auch das Schöne bei der VBZ: Man muss nicht, aber man kann.

 

Wie ist es für dich, im Schichtbetrieb zu arbeiten?

Ich persönlich finde es super und geniesse es sehr, dass ich oft dann frei habe, wenn andere arbeiten müssen. Ich kenne Schichtarbeit bereits aus meinem vorherigen Beruf und habe das Glück, dass auch meine Frau und viele Freunde Schicht arbeiten. Das vereinfacht vieles. Für diejenigen, die nicht mit Schichtarbeit vertraut sind, ist es bestimmt eine grosse Umstellung. Die langen Präsenzzeiten machen vielen zu schaffen. Ich finde es wichtig, dass man sich vorgängig mit dem Thema auseinandersetzt und sich bewusst macht, wie sich ein solches Arbeitsmodell aufs Privatleben auswirkt. Für mich hat es viele Vorteile, aber ich kenne auch Leute, die damit nicht klargekommen sind.

 

Hat man bei der VBZ ein Mitspracherecht, welche Schichten einem zugeteilt werden?

Die individuelle Dienstplanung (IDP) ermöglicht es, bis zu einem gewissen Grad Einfluss zu nehmen. Man kann online seine Wünsche für Ruhetage und Schichten eingeben und zusätzlich Prio-Punkte setzen. Wenn ich also am Geburtstagsfest meiner Tochter unbedingt dabei sein möchte, kann ich an diesem Tag frei eingeben und die höchste Anzahl Prio-Punkte setzen. Super ist, dass es dann in den meisten Fällen auch klappt. Man sagt, die Wunscherfüllung liege bei durchschnittlich mehr als 89%. Mit der IDP erhalte ich meinen Dienstplan jeweils vier Wochen vorab, weiss aber bereits zwei Monate im Vorfeld, wann ich frei haben werde. Das ist viel Wert, denn andernorts werden die Dienstpläne erst viel später gemacht.

 

Glaubst du, dass dir das Tramfahren irgendwann einmal langweilig wird?

Oh nein, das glaube ich nicht. Viele meinen, dass Tramfahren monoton sei, aber das stimmt nicht. Ich finde meine Arbeit sehr spannend und abwechslungsreich. Ich bin immer wieder zu anderen Zeiten unterwegs, begegne vielen Menschen und sehe so viel Schönes und manchmal auch Skurriles. Bald darf ich als Trampilot ausserdem zusätzlich die Extrafahrten begleiten und werde zum Beispiel mit dem Fondue-Tram und der Genusslinie unterwegs sein. Das wird sicher toll, weil ich dadurch noch etwas näher in Kontakt mit den Fahrgästen komme. Für mich passt im Moment alles, aber zu einem späteren Zeitpunkt möchte ich mich intern vielleicht gerne beruflich weiterentwickeln.

 

Welche Aufstiegsmöglichkeiten bietet dir die VBZ dann?

Mehr als man denkt! Das hat mich, als ich neu bei der VBZ anfing, auch überrascht. Es bestünde zum Beispiel die Möglichkeit, Serviceleiter oder Instruktor zu werden oder in die Verkehrsplanung oder die Leitstelle zu wechseln. Die Leitstelle steuert den Verkehrsfluss während der gesamten Betriebszeit und ist damit sozusagen das Herz der VBZ. Dort zum Rechten zu schauen, wäre sicherlich sehr spannend.

 

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