«Es pressiert, mach langsam!»

VBZ Admin
Astro Ajvazi hat sich mehrmals erfolglos als Trampilot bei der VBZ beworben, bevor es schliesslich geklappt hat. Inzwischen bildet er als Linieninstruktor selbst angehende Trampilot*innen aus. Ajvazi’s Laufbahn zeigt, dass die Türchen für den nächsten Karriereschritt bei der VBZ weit offenstehen.

Astro, der mit richtigem Namen eigentlich Astrit heisst, hat in seinem Leben schon in vielen Berufen gearbeitet. Er war Pushback-Fahrer am Flughafen Zürich, Briefträger bei der Post und Aussendienst-Mitarbeiter für eine Reinigungsfirma. Vor acht Jahren kam er als technischer Fahrzeugwart zur VBZ. Eine Position, in der sein Multitalent gefragt war. Er nahm Instandhaltungsarbeiten an Trams vor, ersetzte defekte Fahrsitze, reihte Fahrzeuge für den Kurseinsatz ein oder fuhr sie als Wagenwärter dorthin, wo sie gerade gebraucht wurden. «Ich habe so ziemlich alle Aufgaben rund ums Tramfahren erledigt, nur keine Passagiere befördert», blickt er schmunzelnd zurück und sagt, dass ihm das heute noch zugutekomme.

 

Astro’s Ziel aber war es immer, Trampilot zu werden. Also bewarb er sich beim Fahrdienst. Er wurde mehrmals abgelehnt, blieb aber hartnäckig dran, bis es schliesslich klappte. Eines kann man dem Mann, der in seiner Freizeit Hobby-DJ ist und das erste albanische Radio der Schweiz betreibt, definitiv nicht vorwerfen: Fehlender Durchhaltewille. «Mein Lebensmotto heisst ‹Never Give Up› und in diesem Fall hat es sich bewährt», lacht er verschmitzt.

 

Zwei Jahre arbeitete er anschliessend als VBZ-Trampilot. Doch er will noch mehr. Als er die Stelle zum VBZ Linieninstruktor ausgeschrieben sieht, zögert er nicht lange und reicht seine Bewerbung ein. Diesmal wird er gleich beim ersten Mal angenommen. Und so bildet Astro, der für seinen Traum, Trampilot zu werden, ausdauernd gekämpft hat, inzwischen selbst Aspirantinnen und Aspiranten aus.

 

«Ich wollte Instruktor werden, weil ich andere Menschen gerne unterstütze. Ich liebe es, ihnen etwas beizubringen und sie bis ans Limit zu pushen», erklärt er seine Motivation. Wenn er die Trampilot*innen, die bei ihm die Ausbildung gemacht haben, später im Führerstand sieht und beobachtet, wie sie ihr Gefährt sicher durch die Strassen der Stadt steuern, erfülle ihn das mit grossem Stolz. «Diese Leute machen eine beeindruckende Entwicklung durch. Anfangs verziehen sie vor lauter Anspannung keine Miene und schauen wie hypnotisiert auf die Schienen und die Punktsignale, aber mit der Zeit entspannt sich ihr Gesichtsausdruck. Und eines Tages winken sie dir lächelnd zu, wenn sie an dir vorbeifahren», freut sich Astro.

 

Das Wichtigste, sagt der Instruktor, sei ihm, dass seine Zöglinge, sicher unterwegs seien. Viele Aspirant*innen würden sich durch den Fahrplan unter Druck gesetzt fühlen und um jeden Preis pünktlich sein wollen. Klar, das sei wichtig und ein gewisser Zeitdruck gebe es schon, aber die Sicherheit gehe immer vor, sagt Astro. Sein Mantra, welches er allen Auszubildenden predige, laute deshalb: «Es pressiert, mach langsam!» Hastiges Agieren führe nur zu Fehlern, weiss er. Eigentlich sei er ja ein lockerer Typ und immer zu einem Spässchen aufgelegt, aber als Ausbildner müsse er manchmal auch streng sein und durchgreifen. So ein Tram sei punkto Grösse und Gewicht nämlich durchaus mit gewissen Flugzeugtypen zu vergleichen. Deshalb sei absolute Vorsicht geboten.

 

Für Astro ist seine Tätigkeit als Linieninstruktor weit mehr als bloss ein Job, um seine Rechnungen zu bezahlen. Er stehe morgens auf und freue sich auf die Arbeit. «Sie ist ein wichtiger Teil meines Lebens und die Leute hier sind wie meine zweite Familie», schwärmt Astro. Er brauche Menschen um sich herum, um sich wohlzufühlen. Als Linieninstruktor komme er in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Personen und das mache für ihn die Arbeit so spannend. «Jede und jeder hat einen anderen Background und eine ganz persönliche Geschichte. Ich habe beispielsweise eine Frau ausgebildet, die Kopftuch trägt. Anfänglich war sie sehr zurückhaltend und verunsichert, ob es deshalb negative Reaktionen von anderen geben könnte. Ich habe versucht, sie bestmöglich zu unterstützen und ihr die Angst zu nehmen. Inzwischen sitzt sie selbstbewusst hinter dem Kontroller (Lenkrad) und ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr mich das berührt», erzählt Astro.

 

Er schätze es, dass das Umfeld bei der VBZ so bunt sei und es Quereinstiger*innen aus den verschiedensten Berufen gebe. «Bei uns treffen Polizist*innen auf Köchinnen und Köche, Büroangestellte oder Automechaniker*innen und weil alle so viel zu erzählen haben, wird es auch in den Pausen garantiert nie langweilig. Man lernt immer etwas Neues», berichtet Ajvazi. Es könne aber auch vorkommen, dass er Leute ausbilde, mit denen er das Heu nicht von Anfang an auf der gleichen Bühne habe. Dann müsse er sich anpassen, denn die Chemie im Führerstand müsse stimmen, sonst hätten beide Seiten verloren. «Ich erinnere immer gerne daran, wie wichtig Teamwork ist. Wir müssen miteinander reden und uns gegenseitig unterstützen – anders geht es nicht», betont er.

 

Wer Astro kennt, weiss, dass er – so sehr er seine Arbeit als Linieninstruktor liebt – beruflich noch viel vorhat. «Ich bin ein Mensch, der immer etwas Neues lernen will und auf der Suche nach der nächsten Challenge ist», lächelt er. Trotzdem muss die VBZ keine Angst haben, dass ihr Astro Ajvazi bald abhandenkommt, denn er sagt: «Zum Glück gibt es bei der VBZ viele Entwicklungschancen. Die Türen stehen offen, du musst nur hindurchgehen. Ich bin der VBZ jedenfalls sehr dankbar dafür, dass ich mich innerhalb des Unternehmens immer weiterentwickeln konnte.» Kürzlich hat sich Astro als Oldtimer-Trampilot beworben (und wurde inzwischen angenommen) und gerne würde er irgendwann Serviceleiter werden. Auch einer seiner kühnsten Kindheitsträume, nämlich Flugzeugpilot zu werden, hat er noch nicht aufgegeben. Und wir wissen ja, mit welcher Hartnäckigkeit Astro seine Ziele verfolgt…

 

 

 

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