Der Berner Marc Streit ist fast jedes Wochenende an der Langstrasse, Zürichs beliebtester Partymeile, anzutreffen. Allerdings nicht als Gast einer der zahlreichen Bars oder Clubs, sondern hinter dem Steuer des Nachtbusses.
Wenn andere feiern, dann arbeitet er. Ein Problem hat er damit nicht – im Gegenteil. Er liebt die Atmosphäre in der Nacht. Wenn die Stadt langsam zur Ruhe kommt und nur noch die Nachtvögel unterwegs sind, beginnt Marc’s liebste Arbeitszeit. «Am Morgen ist es hektisch. Doch je später der Abend, desto angenehmer das Arbeiten. «Vor allem am Freitag- und Samstagabend spürt man die Vorfreude der Leute aufs Wochenende», sagt er. Sie seien dann ganz anders drauf und fröhlicher.
Nachtbus-Schulung als Vorbereitung
Seit drei Jahren ist Marc Streit bei den VBZ als Buschauffeur tätig. «Ich bin ein Nachtmensch», sagt er. «Morgens früh aufzustehen, liegt mir nicht. Deshalb passt der Nachtbus perfekt zu mir.» Wenn immer möglich, schnappt er sich in der Tauschbörse eine entsprechende Schicht. Damit ist er eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten Busfahrer*innen fahren eher ungern in der Nacht.
Nachtbusfahren gehört als Buspilot*in bei den VBZ jedoch dazu und will gelehrt sein. «Nachts ist nicht nur das Netz anders, sondern auch die Linienführung. Und aufgrund des fehlenden Tageslichts muss man sich neu orientieren», erklärt Marc. Deshalb wird man mit einer spezifischen Schulung auf die Einsätze in der Nacht vorbereitet.
Nachtbuslinien als Hauptachsen des Zürcher Nachtlebens
Marc Streit muss schmunzeln, wenn er vom Nachbusfahren erzählt: «Besonders legendär ist natürlich die Langstrasse. Das ist ein Pflaster für sich. Was dort abgeht, habe ich sonst in der Schweiz noch nirgendwo gesehen», berichtet er. Die VBZ bedient die Partymeile mit drei Linien. Es sind die Hauptachsen des Zürcher Nachtlebens.
Die meisen Fahrgäste sind fröhlich und gut gelaunt. Mit zunehmendem Alkoholpegel könne die Stimmung aber auch kippen: «Dann kommt es auch einmal zu Aggressionen oder Rückständen im Bus», formuliert es Marc Streit diplomatisch. Wenn es an Bord ein Problem gibt, muss er die Leitstelle informieren. «Als Busfahrer darf ich mich von dem, was hinten passiert, nicht ablenken lassen und muss meinen Fokus stets auf die Strasse richten.»
Dort bekommt er nicht nur Nachteulen und Partyvögel zu Gesicht, sondern ab und zu auch Wildtiere. «Ich habe schon Füchse, Dachse und Igel mitten in der Stadt gesehen», erzählt Marc. Einmal sei ihm eine ganze Dachsfamilie vor den Bus gelaufen. «Da musste ich voll in die Eisen gehen.» Es sind auch diese Begegnungen, die den Nachtbusdienst für ihn so aufregend machen.